Hallo Kulturschock – Welcome home

Acht Monate sind seit meiner Rückkehr in die Schweiz bereits wieder vergangen, gefühlt eher schon fast ein ganzes als erst ein halbes Jahr. Wenn ich auf die vergangene Zeit zurückblicke, stelle ich fest, dass meine Reintegration ziemlich genau dem berühmten sogenannte Reverse Culture Shock, dem umgekehrten Kulturschock entsprach. Der Begriff hatte immer mal wieder meine Gedanken gestreift, ohne dass ich ihm richtig Beachtung geschenkt hätte. Irgendwie nahm ich an, dass ich davon nichts merken würde. Ich war ja oft hier in der Schweiz, habe ja immer mit einem Bein hier gestanden. Ausserdem hatte ich keinen wirklichen Kulturschock als ich in Hong Kong ankam, ergo würde es umgekehrt nicht anders sein. Und nun muss ich rückblickend zugeben, dass ich die Heimkehr tatsächlich ein wenig unterschätzt hatte.

Ich freute mich darauf, nach Hause zu kommen, wieder unbegrenzt Zeit mit der Familie und Freunden verbringen zu können, wieder an Familienfesten teilzunehmen, Geburtstage mitzufeiern, und vor allem wieder den Alltag mit meinem Mann zu teilen. Als ich im Dezember in Hong Kong alles erledigt hatte, war ich bereit für den Aufbruch. Auf diese Freude über die Rückkehr folgte dann aber ziemlich bald der Fall Kopf über ins Januarloch. Ich vermisste das Essen in Hong Kong, die Freunde, die Arbeitskollegen, das Klima, die Hochhäuser, die Gerüche, die pulsierende Stadt, die vertikalen Horizonte, meine Wohnung, die Aussicht, den Sport, die Hitze, die Regengüsse, die freundlichen Portiers, das effiziente Servierpersonal – schlicht und einfach mein ganzes Leben dort. Die linke Gehirnhälfte betete täglich alle rationalen Gründe herunter, warum ich nichts zu beklagen hätte, für alle meine Möglichkeiten dankbar und für das Erlebte glücklich zu sein hätte. Derweilen stampfte die rechte Gehirnhälfte trotzig mit dem Fuss, jammerte und lieferte auf jedes rationale Argument ein Aber, getreu dem Motto „In Hong Kong ist alles besser“.

Aber da ich ja nur ins Januarloch und nicht ins Bodenlose fiel, blieb mir mit fortschreitender Zeit eigentlich nur eins: wieder heraus zu klettern. Also machte ich mich an den Aufstieg in die Reintegration in meiner Heimat. Dafür gibt es keine Wundermittelchen. Wie bei vielen Veränderungen im Leben sind es die Faktoren Zeit, Geduld und Nachsichtigkeit mit sich selbst, die zum Erfolg führen.

Zeit –  zum Reflektieren, Revue passieren lassen, für Gespräche, für Freunde – für all die Dinge, auf die ich im Ausland verzichtet hatte.

Geduld – weil es nicht möglich ist, nach 3 Jahren im Ausland einfach so mir nichts dir nichts von heute auf morgen wieder in den Schweizer Alltag überzugehen. Und weil die Seele etwas länger braucht als das Flugzeug, um 10’000km Distanz zu überwinden.

Nachsichtigkeit – weil sich ein Mensch dadurch als Mensch auszeichnet, weil er seine Gefühle nicht mit rationalen Gründen zum Schweigen bringen kann.

So habe ich meinen Platz hier irgendwie wieder gefunden. In der Theorie nennt sich die letzte Phase des Reverse Culture Shocks „Adaptation“, also Anpassung. Ich sehe es  eher als Versöhnung der beiden Hirnhälften; als hätten die rationalen Kriterien mit den Gefühlen bei einem Handshake Frieden geschlossen.

Wie es war, an zwei Orten zu Hause sein

Während drei Jahren war ich an zwei Orten zu Hause. Ich pendelte über 10’000km. Distanzen wurden relativ. Es kam vor, dass ich allen ökologischen Bedenken zum Trotz nur für ein verlängertes Wochenende in die Schweiz flog. Die 6 bzw. 7 Stunden Zeitverschiebung hatte ich irgendwann so verinnerlicht, dass vor meinem geistigen Auge beim Blick auf die Uhr automatisch zwei Zeiten erschienen. Ein Bein hier, ein Bein dort. Immer ein lachendes und ein weinendes Auge. Es war ein ständiges hin und zurück, ein Abschiednehmen von zwei Orten. Aber es war auch ein nach Hause kommen an zwei Orte. Im Schlepptau immer ein Koffer.

In der Schweiz stieg ich aus dem Flugzeug, roch die kühle, trockene Luft, tauchte in die friedliche, schlafende morgendliche Stadt ein. In dem Moment fühlte ich mich zu Hause. Wenn ich in Hong Kong aus dem Flieger stieg, das vertraute Kantonesisch hörte, das Essen roch und mir die warme feuchte Luft augenblicklich einen Schweissfilm über die Haut zog, dann fühlte ich mich ebenfalls zu Hause. Das verliebte Techtelmechtel zwischen mir und der neuen Stadt, entwickelte sich, ohne dass ich es merkte, zu einer stabilen Beziehung. Sowohl Hong Kong als auch die Schweiz sind verlässliche Partnerinnen. Und doch war es ein Langzeitspagat zwischen zwei Welten; horizonterweiternd und intensiv, aber auch anstrengend und zehrend.

Auf das Wesentliche reduziert, gab es viele Dinge, die in dem neuen Land früher oder später genau gleich waren; ich nahm morgens den Bus, traf die gleichen Leute, arbeitete, hatte meine Alltagsroutine, trieb Sport, verabredete mich am Wochenende mit Freunden, machte Ausflüge oder erledigte die Hausarbeit. Mein ständiger Begleiter: Das Handy, die Verbindung zu meinem anderen Daheim.

Ein Leben an zwei Orten beinhaltet allerdings einiges an Konjunktiv: „Wenn ich jetzt in der Schweiz / in Hong Kong wäre, könnte ich, würde ich, hätte ich…“ Als Folge davon, versuchte ich, so viel wie möglich unter einen Hut zu bringen. Einerseits, um möglichst viel dieses Konjunktivs in Gegenwart zu verwandeln, wenn ich jeweils für ein paar Tage in der Schweiz war. Andererseits aber auch, um jede Minute meiner begrenzten Zeit in Hong Kong auszukosten. So schwang bei aller Intensität immer auch das Gefühl mit, dass alles vergänglich ist – sowohl auf meinen kurzen Heimatbesuchen wie auch in meinem befristeten Hong Konger Alltag. Diese spürbare Vergänglichkeit gab dem Leben eine gewisse Dramaturgie; liess mich die Dehnung des Spagats erst richtig spüren.

Irgendwann kommt aber der Moment, wo dieses Kunststück auch für den stärksten Atlethen zur Qual wird. Dann nämlich, wenn die Kräfte nachlassen, und er sich nur noch darauf konzentrieren kann, den Spagat zu halten. Für mich war es in dem Moment Zeit, die Füsse wieder auf den Boden zu stellen. Ich hatte mich für den Schweizer Boden entschieden.

Erkannte Herausforderung Nummer 6: Nach drei Jahren Leben in zwei Zeitzonen, im Spagat, im hätte-könnte-würde-ich-Modus, muss man sowohl seinem Geist als auch seinem Körper eine gewisse Zeit zugestehen, damit sie wieder im Hier und Jetzt ankommen können. Zur Ruhe kommen und die Muskeln entspannen fällt im ersten Moment schwer, hilft aber längerfristig.

Heimat

Aus der Wohnung ein zu Hause machen

Vor zwei Monaten ist mein Container angekommen. Das heisst, es war dann schlussendlich ein Lieferwagen, der meine 58 Packete brachte. Ich hatte in den Wochen davor Platz geschafft und mich gleichzeitig so auch von Altlasten befreit. Dies gehoerte zu meinem selbst auferlegten Reintegrationsprogramm. Mit einem Auto gefuellt mit einem Teil meiner Vergangenheit bin ich an einem Samstag Vormittag Ende Januar zum Brockenhaus gefahren. Gluecklich, zum einen, weil diese Dinge hoffentlich bald jemand anderem Freude machen wuerden und zum andern, weil nun Platz da war fuer die Dinge aus Hong Kong, auf die ich so sehnlichst wartete. Meine zwei Leben wuerden sich bald wieder an einem Ort vereinen. Ich wuerde mich wieder wie in Hong Kong fuehlen – zu Hause.

Kiste um Kiste haben die drei Maenner an diesem kalten Februarmorgen von der Quartierstrasse ueber den kleinen Fussweg in den zweiten Stock gebracht. Kiste um Kiste hat sich die Wohnung gefuellt. Ein wenig Bange war mir zugegebenermassen schon, ob auch wirklich alles in diese vier Waende passen wuerde.

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Was die Effizienz betrifft, stehen die Schweizer Zuegelmaenner ihren Kollegen in Hong Kong in nichts nach. Auch wenn die ganze Sache hier etwas anders von statten geht. Um 7.45h  klingelte der Team Chef, ein 190cm grosser Mann mit markanten Gesichtszuegen, lauter Stimme und bestimmtem Auftreten. Es sei sein ersten Arbeitstag nach einer Meniskusoperation, liess er mich wissen. Diesmal blieb mir keine Zeit, einen Blogbeitrag zu schreiben waehrend die Herren schufteten, denn ich musste mit anpacken. Ich habe Kiste um Kiste geleert, um sie gleich wieder mit dem zusammengeknuellten Polsterpapier vollzustopfen.

So hat sich unsere Wohnung innerhalb von 2 Stunden gefuellt. Die Moebel wurden montiert und platziert. X Mal hatte ich davor die Einrichtungsfusion in Gedanken durchgespielt. Dass ich in den darauffolgenden Wochen das Meiste noch mindestens zwei Mal umraeumen wuerde, habe ich darum in dem Moment schon irgendwie geahnt.

Dennoch hatte ich kalkuliert, dass das Projekt „Aus zwei mach eine Wohnung“ mit der Lieferung aus Hong Kong abgeschlossen sein wuerde. Meine Rechnung ging nicht auf. Die letzte Meile ist immer noch nicht geschafft. Aber die Wohnung fuehlt sich doch langsam aber sicher wie mein zu Hause an. Gegenstaende finden ihren Ort, Erinnerungen aus Hong Kong lassen sich in Zuerich nieder. Einige Dinge ruhen zwar noch in Kisten, aber auch ihre Zeit wird kommen.

Noch wird es einen Moment dauern, bis jede Kleinigkeit ihren Platz gefunden hat – wie auch ich immer noch eine gewisse Zeit brauche, um meinen Platz hier wieder zu finden. So ist das Einrichten meiner Wohnung, ohne dass ich es bewusst wahrgenommen habe zu einer Metapher meines eigenen Einlebens geworden.

Herausforderung Nummer 5: Der Name auf dem Mietvertrag und am Briefkasten bedeutete nicht automatisch, dass sich die Wohnung auch wie mein zu Hause anfuehlte. Ein zu Hause fuehlt sich erst als solches an, wenn man es zu seinem Daheim gemacht hat – und das braucht seine Zeit.

Top 10 des kulinarischen Nachholbedarfs

Ueber das Essen in Hong Kong habe ich immer wieder geschrieben. Oft wurde ich gefragt, ob ich denn das Schweizer Essen vermissen wuerde, und wenn ja, was ich am meisten vermisse. In Hong Kong, hatte ich nie das Gefühl, dass mir etwas wirklich so richtig fehlte. Die Auswahl an Spezialitaeten ist so gross, da verzichtete ich gerne eine Zeitlang auf Kaese und Wurst. Trotzdem will ich nicht leugnen, dass ich jeweils das eine oder andere wie zum Beispiel Buendnerfleisch nach Hong Kong schmuggelte. Nun, da ich mich wieder ohne Ende in der Schweizer Kulinarik waelzen kann, stelle ich erst fest, was mir unbewusst am meisten fehlte. Wer aber an erster stelle Fondue und Raclette erwartet, den muss ich einttaeuschen. Obwohl ich diese Spezialitäten durchaus mag, hielt sich mein Nachholbedarf in Grenzen. Mein Konsum der nachfolgenden Gerichte war hingegen in den letzten Wochen ueberdurchschnittlich:

  1. Gluehwein – auch nach Weihnachten immer noch ein Highlight
  2. Joghurt – je exotischer die Sorte desto attraktiver
  3. Bratwurst mit Senf und Buerli
  4. Allerhand hausgemachtes Süsses z. B. Bräzeli und Weihnachtsgüezi
  5. Greyerzer Kaese
  6. Nüsslisalat
  7. Vollkornbrot und Zuepfe
  8. Waehen – von Kaese ueber Zwetschgen bis Spinat
  9. Rivella – und dies, obwohl ich kaum Suessgetraenke konsumiere
  10. Kartoffelgerichte – am liebsten Gratin aus dem Ofen

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Erkannte Herausforderung Nummer 4: Es fordert einiges an Disziplin, die Gelueste nach allen moeglichen und unmoeglichen Speisen, Spezialitaeten und Gerichten erst beim Einkauf und dann beim Essen im Zaum zu halten. Denn die Lebensmittel werden im Kuehlschrank nicht besser, je laenger sie dort lagern, und ausserdem sagt es der Volksmund schön: 5 Sekunden auf der Zunge – ein Leben lang auf den Hüften!

 

Klima- und Kleiderwechsel

In Hong Kong befreien pünklich zum Winteranfang, aber spätestens dann, wenn die Temperaturen zum ersten Mal unter 20 Grad fallen, alle ihre Daunenjacken und Ugg Boots aus den Vakumbeuteln und aus den Schraenken, als ob es naechstens zu schneien anfangen wuerde. In der Luft hängt dann wieder der strenge chemische Duft nach Mottenkugeln. Ich trug jeweils immer noch meine Ballerinas, duenne Soeckchen und eine leichte Jacke, und erfreute mich des frischen Lüftchens. (Obwohl ich im Büro zugegebenermassen manchmal kalte Füsse hatte).

Nicht anders verhalten sich in der Schweiz die Menschen wenn nach dem langen grauen Winter erste nach Frühling riechende Sonnenstrahlen die Gesichter wärmen. Einfach in umgekehrter Form.

In unserer Wohnung in Zürich ist es warm, zu warm. Durch die Heizung, kombiniert mit der Sonne, die durch die Scheiben scheint, steigen die Temperaturen auf ein Niveau, das mich im T-Shirt fruehstuecken laesst. Es ist verlockend, auch die Outdoor-Garderobe sogleich der Zimmertemperatur anzupassen. Ich habe zum Mittagessen in der Stadt abgemacht und sehe mich schon draussen sitzen, das Gesicht der Sonne zugewandt, Vitamin D produzierend. Eigentlich sollte ich schon auf dem Weg sein, doch ich bin immer noch unschlüssig, welche Jacke ich nun anziehen soll. Ich ersetze die Winterjacke probehalber durch die Lederjacke, dazu einen Wollschal. Dann versuche ich es noch mit einer Strickjacke darunter… Im letzen Augenblick werfe ich die Frühlingsgarderobe dann doch über den Haufen. Stattdessen stürze ich mich wieder rein in die warme Jacke und raus an die Sonne. Auf dem Weg zum Bus schliesse ich den Reissverschluss und wickle den Schal etwas enger um den Hals. An die Mütze habe ich in der Eile nicht gedacht. 9 Grad Anfang Februar sind eben doch nur 9 Grad… Bei der zweiten Haltestelle steigt dann aber prompt ein Teenager Mädchen in skinny Jeans und nur einem dünnen kurzen Pulli in den Bus. Zwischen Hosensaum und Turnschuhen schauen blass die Knoechel hervor. 30cm weiter oben sind die Knie hinter zwei modischen Loechern zu sehen. Die rötlichen Haare fallen glattgebürstet über ihre Schultern. Von Winterjacke keine Spur, ganz zu Schweigen von Schal, Mütze oder Handschuhen. Ich fröstle.

Erkannte Herausforderung Nummer 3: Aus einer geheizten und durch Sonneneinstrahlung gewärmten Wohnung heraus die Aussentemperatur richtig bzw. vernünftig einzuschätzen, ist nicht so einfach – vor allem wenn das Unterbewusstsein einerseits seit Wochen die warme Jahreszeit herbeisehnt und anderseits immer noch das subtropische Hong Konger Klima gespeichert hat.

Die kleinen Alltagsunterschiede – im Restaurant

Woran merkt der ex-Expat, dass er wieder in seinem Heimatland ist?

Im Restaurant…

…wenn Pret-A-Manger ploetzlich LE PRET A MANGER heisst, und nicht zu der englischen Take-Away-Kette gehoert.img_1461

…wenn man im Restaurant ein Asia-Menu bestehend aus Fruehlingsrollen, Reis und Sweet-and-Sour Sauce bestellen kann.img_1470

…wenn man bei -5 Grad Aussentemperatur noch gefragt wird, ob man Eiswuerfel im Getränk moechte.

…wenn man ein Glas heisses Wasser bestellt, dafuer 1. komisch angeschaut wird und 2. gleich viel bezahlt wie fuer einen Tee.

…wenn man in einem chinesischen Restaurant von chinesischen Reisegruppen umgeben ist, sich auf das authentische Essen freut – und dann doch einfach je einen Teller mit einem einzigen Gericht und Reis vorgesetzt bekommt.

…wenn man in einem chinesischen Restaurant einen Loeffel verlangt und einen Suppenloeffel aus Stahl bekommt statt einem chinesischen Porzellanloeffel.

…wenn man automatisch den Arm in die Hoehe streckt, um auf sich aufmerksam zu machen, obwohl sich dies hier nicht gehoert.

…wenn man einen zusaetzlichen Teller extra verlangen muss, damit man das Menu teilen kann, das jeder fuer sich bestellt hat.

…wenn man sich wieder in Kopfrechnen ueben kann, um das Trinkgeld zu berechnen.

…wenn man sich darueber wundert, wie gross und deftig die Portionen in Restaurants hier sind.img_1530

…wenn im Gewuerzhalter wieder Maggi Streuwuerze zu finden ist.

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Die kleinen Alltagsunterschiede – beim Wetter

Woran merkt der ex-Expat, dass er wieder in seinem Heimatland ist?

Am Wetter…

…wenn man nach der Ankunft in der Schweiz als erstes eine Winterjacke kaufen muss, weil man nur duenne Windjacken besitzt.

…wenn man aber trotz winterlichen Aussentemperaturen seine Wollpullis nicht anziehen kann, weil ueberall so stark geheizt wird.

…wenn man sich ueber den ersten Schnee 1.) freut als haette man noch nie Schnee gesehen, und 2.) sofort Fotos macht, um diese an die Freunde in Hong Kong zu schicken.

…wenn man zu Hause den Luft-ENT-Feuchter durch den Luft-BE-Feuchter ersetzt.

…wenn man statt mit sich kringelnden Haaren, mit statisch aufgeladenen Haaren zu kaempfen hat.

…wenn man jeden Morgen in der Hoffnung aufwacht, die Sonne zu sehen, und es dann doch nur Hochnebel hat.

…wenn man statt mit Schirm und Regenschutz, mit Kappe und Handschuhen als staendige Begleiter das Haus verlaesst.

…wenn man sich durchringen muss, wieder Socken zu tragen, um dann festzustellen, dass hier trotz frostigen Temperaturen gerade nackte Knoechel und loecherige Jeans in Mode sind.

Die kleinen Alltagsunterschiede – beim Spazieren und Erkunden

Woran merkt der ex-Expat, dass er wieder im Heimatland ist?

Beim Spazieren und Erkunden…

…wenn überall geraucht wird.

…wenn man im Eingang des Wohngebäudes eine Mitteilung des Hauswarts liest, auf der geschrieben steht, dass in den kommenden Wochen die Büsche auf 50 cm und die Straeucher auf 180 cm Hoehe geschnitten werden.

…wenn ein Gebaeude mit 20 Stockwerken als Hochhaus gilt – weil es das einzige weit und breit ist.img_1457

…wenn man sich ueber die unterschiedlichen Haarfarben der Menschen wundert.

…wenn man sich ueber die Gespraechsthemen der mitreisenden Fahrgaeste in Bus und Zug amuesiert – weil man ploetzlich wieder alles versteht.

…wenn man im Hotelzimmer die Nespressomaschine mit Verachtung straft und sehnlichst einen Wasserkocher herbeisehnt. img_1519

…wenn man den Wasserkocher an der Reception ausleihen kann, aber den Tee dann selber beschaffen muss.

…wenn man beim Klang von Gespraechen in Kantonesisch Traenen in den Augen hat – auch wenn man nichts versteht.

…wenn man voller Nostalgie den jaulenden Klaengen kantonesischer Oper lauscht.

…wenn man ungeduldig auf der in Zeitlupe fahrenden Rolltreppe steht.

…wenn man genau so ungeduldig wird, wenn man merkt, dass die Leute ohne fremde Hilfe nicht Schlange stehen können, sondern in unkoordinierten Trauben an den gewünschten Punkt drängeln.

…wenn man feststellt, dass im Lift plötzlich alle einen Kopf groesser sind.

…wenn man sich unaffaellig unter eine chinesische Touristengruppe mischt, um zu sehen, wie viel man von ihren Gespraechen versteht.

…wenn man am Fussgaengerstreifen stehen bleibt, obwohl man Vortritt hat, und versehentlich auf die falsche Seite schaut.

…wenn man beim Ein- und Aussteigen in Bus und Tram darauf wartet, dass die Tueren automatisch aufgehen.

…wenn Kaffee trinken und Döner essen in Bus, Zug und Tram nicht gebüsst wird.

…wenn sich das Kondenswasser an den Scheiben wieder INNEN bildet, und nicht mehr AUSSEN.

…wenn in der Nachbarschaft gratis in Selbstbedienung Pferdemist abgegeben wird.

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Die kleinen Alltagsunterschiede – beim Einkaufen

Woran merkt der ex-Expat, dass er wieder in seinem Heimatland ist?

Beim Einkaufen…

…wenn der Pack Choi 5mal groesser ist als in Hong Kong.img_1482

…wenn es die Aepfel mit chinesischen / japanischen „Sonnentattoos“ zwar gibt, diese aber 10mal soviel kosten wie in Hong Kong.img_1481

…wenn die Auslage in der Konfiserie einem Schlaraffenland gleicht.

 

…wenn sich im Supermarkt asiatische Produkte – d.h. Japanische, Chinesische, Koreanische, Thai, Indische – auf 3 Regaltablaren zusammenfassen lassen, und die Marokkanischen und Mexikanischen auch noch Platz haben.img_1765

…wenn man sich ueber die Oeffnungszeiten der Geschaefte wundert (um 19.00h bereits geschlossen?)

…wenn man sich ueber die Joghurtauswahl im Supermarkt freut wie ein kleines Kind ueber die Paeckli an Weihnachten – und entsprechend unkontrolliert einkauft!

…wenn der Asia Shop zum Zufluchtsort bei „Heimweh“ wird.

…wenn man alles in HK Dollar zurückrechnet und dann ab den Preisen erschrickt.

…wenn man im asiatischen Supermarkt einen Freudensprung macht, wenn man dort original Zutaten fuer asiatische Gerichte findet – auch wenn man gar nicht weiss, wie man sie kocht!

…wenn man sich zu Hause fuehlt, wenn man im selben  Supermarkt die Kollegen Fu, Lu & Shou trifft (die Goetter fuer Wohlstand, Status und Langlebigkeit).img_1856

Gewohnheiten beibehalten

Die kleinen Alltagsunterschiede – hier wie dort – sie bereichern das Leben, bringen mich zum schmunzeln, staunen und nerven manchmal auch. Aber sie beweisen, dass der Mensch anpassungsfaehig ist; in einem neuen Umfeld neue Gewohnheiten annehmen ist einfacher, als man denkt – sie aber im alten Umfeld wieder verlieren, leider genauso! Warum nicht einige dieser Gewohnheiten beibehalten? Das bewusste Wahrnehmen der kleinen Dinge im Alltag gehoert dazu. In Hong Kong habe ich diese Uebung zu einem Hobby gemacht. Warum also nicht auch hier den kleinen Dingen, die ich sowieso zu kennen meine, mehr Beachtung schenken? Als eine Art Fremde im eigenen Land sind die Voraussetzungen dafuer denen in Hong Kong nicht unaehnlich!

Die Beitraege der kommenden Tage sind das Resultat meiner Alltagsbeobachtungen: Kleinere und groessere Unterschiede, die ich bei meinen Spaziergaengen, beim Einkaufen, im Restaurant, im oeffentlichen Verkehr, im Umgang mit den Menschen – und nicht zuletzt an meinem eigenen Verhalten und meiner Wahrnehmung, feststelle.

Erkannte Herausforderung Nummer 2: Gute neue Gewohnheiten in der „alten“ Heimat bewusst beibehalten ist schwieriger als erwartet. Aber es lohnt sich, denn damit oeffnen sich neue Tueren und Horizonte. Die „alte“ Heimat ist nicht einfach die alte, sie wird zu einer Neuen.

It ain’t over ‚till it’s over*

Ja, da bin ich wieder, ganz unverhofft! Eigentlich dachte ich bei meiner Abreise, dass auch die Stilllegung meines Blogs eines der Zelte waere, die ich abbrechen wuerde. Gleichzeitig hatte ich das Gefuehl, dass noch etwas fehlte, dass es noch nicht fertig war. Mein Abschied in Hong Kong war bis zur letzten Minute geplant; Kuendigungen, Abschiedsessen, Arbeit uebergeben, wieder Abschiedsessen, Packen, noch mehr Abschiedsessen. Im Flieger sitzend, schaute ich zwar einer materiell sicheren Zukunft entgegen, gefuehlsmaessig war es aber ein Schritt ins Leere. Ich habe mir einiges vorgenommen fuer die kommenden Monate, jedoch nichts Konkretes geplant. Keine Treffen, kein Fest, keine Termine. Meine Agenda war ab dem 09. Dezember 2016 leer. Oder anders gesagt, offen fuer Alles was kommen wuerde.

Nun bin ich seit knapp 6 Wochen physisch wieder in der Schweiz, meine Gedanken schweifen aber taeglich immer wieder nach Osten. Gestern Nacht um 03.09h ist die YM Warmth mit meinen 58 Kisten an Bord in den Hafen Antwerp eingelaufen. Meine Seele ist wahrscheinlich als blinder Passagier im Container mitgereist, in meinem Fluggepaeck war sie jedenfalls nicht… Etwas verloren, so koennte man diesen momentanen Zustand beschreiben. Ich bin noch nicht hier, aber auch nicht mehr in Hong Kong – zwischen Zeiten und Welten.

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Ja, ich bin froh, mir den Luxus leisten zu koennen, im Moment nicht arbeiten zu muessen. Auch wenn dies eine ungewohnte Leere mit sich bringt. Ich bin es nicht gewohnt, morgens nicht vom Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden, nicht aus dem zu Haus zu eilen, den Kaffee nicht aus dem Becher to go zu trinken, keine Termine zu haben, gedanklich nicht bei der Arbeit zu sein. Ich bin es nicht gewohnt, nichts zu muessen, sondern einfach Zeit zu haben. Ich schwanke hin und her, zwischen Faulheit und Aktivismus, kreativen Ideen und Langeweile. Dazwischen macht sich immer wieder ein Anflug von leichter Panik bemerkbar, naemlich beim Gedanken daran, dass die Zeit nicht aufzuhalten ist – und ich doch eigentlich etwas tun MUESSTE!

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Nach und nach werde ich die Zelte in der Schweiz wieder aufbauen. Worin dabei die groessten Herausforderungen bestehen? Darueber werde ich in den naechsten Wochen schreiben.

Erkannte Herausforderung Nummer 1: Es ist nicht so einfach, bei maximaler Drehzahl aus dem Hamsterrad des gewohnten Lebens auszusteigen, und dann gleich mit beiden Fuessen fest auf dem Boden zu stehen, ohne zu torkeln oder sogar auf die Nase zu fliegen.

*Es ist nicht fertig, bis es fertig ist.

Wie man seine Zelte abbricht – Wohnung, Teil 2

Was kann man tun, wenn man zuschaut, wie 3 flinke Packmänner Kiste um Kiste füllen und die Wohnug immer leerer wird? Einen Blogartikel schrieben! 

Den Montag verbrachte ich mit Triage; sortieren, was mit wem zurück in die Schweiz geht oder in Hong Kong bleibt. Im Küchenschrank versteckte ich alle Fernbedienungen, damit sie nicht versehentlich eingepackt werden (ein weiser Entscheid, wie sich am nächsten Tag zeigen würde). Im Gästezimmer war aller Gerümpel aufgetürmt, der in den Container musste und im kleinen Schrankzimmer waren meine Koffer und Handgepäck. Ich war bereit.

Am Dienstag um Punkt 9.00h klingelte es und da standen sie, die Asian Tigers. Bewaffnet mit gefalteten Kartonschachteln, Stopfmaterial und Klebeband, ready to rumble! Während ich noch Instruktionen gab, was nicht eingepackt werden durfte, war der Schuhschrank schon geleert. Erst am Schluss, beim abgenutzten Lappen in der Küche, schaute mich der Mann wieder fragend an. Den Überblick zu behalten war unmöglich. So wurden innert 3 Stunden 3 Jahre Hong Kong in 58 Packete verstaut. Um 12.00h war der ganze Spuck vorbei. Ehe mir bewusst wurde, stand ich in einer leeren Wohnung. Nur die mittlerweilen notdürftig geflickten Farbnarben erinnerten noch an meine Fotogalerie im Wohnzimmer. Einen Tag später waren auch diese verschwunden (Nun weiss ich, dass nicht nur Bohrlöcher, sondern auch Farbnarben ein Killerkriterium bei der Wohnungsübergabe sind… und dass Klebstreifen nicht unbedingt eine bessere Alternative zu Schrauben und Nägel ist!). 

Nun ist meine Ware am Hafen von Hong Kong. Ich werde mit meinen 3 Koffern Gepäck bereits in der Schweiz sein, wenn der Container mit meiner Fracht in See sticht. 

Wie man seine Zelte abbricht – noch mehr Kündigungen

Im Gegensatz zum Internet, sind alle anderen Anschlüsse ganz unspektaktulär online kündbar. Heute war der Stichtag. Das Gas wurde abgestellt, der Strom ein letztes Mal abgelesen, der Wasserstand saldiert. So hatte ich das in die Onlineformulare der verschiedenen Websites eingetippt. Meine HK ID Nummer, meine Adresse, der Grund fuer die Kuendigung und – per wann der Service eingestellt werden soll. Irgendwie ein komisches Gefuehl, wie ich in wengier als einer Viertelstunde die Versorgung, die ich jederzeit selbstverstaendlich konsumiere, einfach kappen kann. Mein Handyabo wird in einigen Tagen  ebenfalls gekuendigt werden, die Steuern muessen vor meiner Ausreise beglichen werden und mein Arbeitsvisum wird annuliert. 

All diese Schritte sind Teil des Abschiednehmens. Ich kann meine Nostalgie darueber nicht verbergen. Und wenn ihr, Leserinnen und Leser dieses Artikels, die Wehmut in meinen Zeilen spuert, gibt euch das eine Ahnung davon, wie es sich anfuehlt wenn man seine Zelte abbricht. Und dies, obwohl ich nicht aus- sondern heimwandere, freiwillig, in Sicherheit, mit der Unterstuetzung meiner Arbeitgeberin, dorthin zurueck, wo meine Familie ist. Ich denke in dieser Zeit an all die Menschen, die ihr Zuhause verlassen muessen, unfreiwillig, ohne Unterstuetzung, unter unsicheren Umstaenden – und vor allem, ohne irgendwo willkommen zu sein.

Da mag die Kuendigungen simpler Anschluesse im Vergleich dazu zwar Wehmut wecken, aber dennoch erscheint sie irgendwie lächerlich unbedeutend.

Wie man seine Zelte abbricht – Internet

Im Internet habe ich mich auf die Suche danach gemacht, wie ich meinen Internetanschluss kündigen kann. Ich erachte es als naheliegend, dass man einen INTERNETanschluss im INTERNET kündigen kann. Doch weit gefehlt. Die Abmeldung ist nur mittels eines papierenen Formulares möglich, das ich entweder in einer ausgewählten Filiale erhalte, oder über die Hotline bestellen kann. So wurde mir in einem der Shops gesagt, nachdem ich schon Hinweise in diese Richtung in Internetforen gelesen hatte (immerhin soviel, ich scheine also nicht die erste zu sein, die danach sucht). Ich wählte die Hotline, in der Annahme, dass dies schneller gehen würde. Die Kundenberater, an die ich weitergereicht wurde, waren überaus freundlich und zuvorkommend. Sie nannten mich sogar trotz meines unaussprechbaren Nachnamens Ms Zwahlen, und dies beinahe akzentfrei. Doch Formular erhielt ich trotzdem keines zugeschickt. Zumindest vorerst nicht.

Dann halt doch der Gang ins Geschäft. Aus Angst, mit meinem Vorhaben zu scheitern und dann noch monatelang Gebühren zahlen zu müssen, sagte ich mir aber, dass es nicht schaden kann, mich noch nach weiteren Alternativen umzuschauen. Somit habe ich auch über den allgemeinen „Contact Us“ Link im Internet das mysteriöse Formular angefordert, ohne grosse Hoffnung, sondern mit dem Ziel, eine schriftliche Bestätigung meiner Kündigungsbemühungen zu haben.

In einer der grösseren Filiale war ich dann aber erfolgreich. Und dort ging es wieder wie gewohnt ganz Hong-Kong-mässig ruckzuck. Ich musste nur noch meine Unterschrift unter das Formular setzen, der Verkäufer hat das zweiseitige Dokument gleich für mich ausgefüllt. Unerwarteterweise fand ich am Tag danach das gleiche Dokument ebenfalls als PDF in meinem Email-Postfach,  zusammen mit der Antwort des Kundendienstes, der meine Kündigung natürlich ausserordentlich bedauert. Eine Woche später dann die zweite Überraschung; das Formular lag in meinem Briefkasten! Zwar erst nach 10 statt nach 5 Tagen, aber es kam. Und ich fragte mich in diesem Moment, wie ich nur so an der Kundenfreundlichkeit meines Internetanbieters zweifeln konnte?!

 

Wie man seine Zelte abbricht – Wohnung

Die organisatorischen Vorbereitungen für meine Rückreise sind schon ziemlich fortgeschritten. Das Leben, das ich in Hong Kong während 3 Jahren aufgebaut habe, zerlege ich nun, einem Bausatz gleich, wieder in seine Einzelteile. So Einiges ist hier anders als in der Schweiz, wenn man seine Zelte abbricht. Obwohl man davon ausgehen kann, dass ich nach dieser Zeit nun ungefähr wissen sollte, wie die Stadt, deren Leute und Systeme funktionieren, bin ich trotzdem mit vielen Fragen konfrontiert. Angefangen bei der Wohnung.

Unglaublich, was sich in 3 Jahren alles ansammelt! Ich erinnere mich an eines meiner ersten Fotos in diesem Blog: 3 Jahre, 3 Koffer – welcome to Hong Kong! Nun stehe ich in meiner 3-Zimmer Wohnung zwischen Büchergestell, Sofa, Tisch, Schreibtisch und Schrank! Ich weiss mich glücklich zu schätzen, dass die Logistikfirma, die meinen Umzug organisiert, sogar packt. Einzig der Entscheid, was mitkommt und was nicht, liegt bei mir. Und die Herausforderung, aus zwei Wohnungen wiederum eine zu machen. Ich habe 6 Wochen Zeit, in der Schweiz Platz zu schaffen, bis der Container ankommt. Denn ich habe mir vor 3 Jahren vorgenommen, nie mehr mit unnötigem Zeugs umzuziehen – auch wenn ich nicht selber packen muss!

Ich habe gelernt, dass die perfekte Endreinigung, wie wir sie in der Schweiz kennen, hier nicht nötig ist. Was gemäss Erfahrungsberichten aber alles entscheidend zu sein scheint, sind Bohrlöcher. Unsichtbare Bohrlöcher in den Wänden scheinen das ultimative Killerkriterium zu sein, um eine reibungslose Übergabe sicher zu stellen. Kein Wunder, dass Wohnungseigentümer darauf achten; in den massiven Betonwänden ist es nämlich unvermeidbar, mit jedem Nagel nicht nur ein Loch, sondern gleich einen kleinen Krater zu hinterlassen. Ich habe nicht gebohrt. Clever wie ich bin, so dachte ich, habe ich ausschliesslich Klebematerial verwendet. Nicht so clever hingegen das Resultat; statt Krater haben meine Wände nun Narben in der Farbe. Ob diese ebenfalls ein Killerkriterium sind, werde ich anfangs Dezember bei der Wohnungsübergabe erfahren.

Bis dahin bin ich noch reichlich damit beschäftigt, andere Teile meines Hong Konger Lebens zu zerlegen. Im nächsten Beitrag: Die Unmöglichkeit, das Internetabo via Internet zu kündigen.

Ende und Anfang

Was vor drei Jahren mit viel Aufregung begann, wird in gut einem Monat mit viel Wehnut zu Ende gehen. Eigentlich habe ich schon vor 3 Monaten damit begonnen, diesen Beitrag zu schreiben. Aber erst jetzt finde ich die Zeit, ihn fertig zu stellen. Stellvertretend dafür, wie schnell die Zeit vergeht. Meine Mission in Hong Kong ist bald zu Ende.

Auch wenn die Vorfreude auf den kommenden neuen Abschnitt wächst, mischt sich ein bekanntes Gefühl stärker und stärker ein. Es ist das Gefühl, das sich breit macht, wenn wir schweren Herzens Abschied nehmen müssen, im Wissen, dass der nächste Schritt der richtig ist. Nostalgie im Herzen, ein Lächeln im Gesicht. Es ist das Gefühl des Aufbruchs in einen neuen Lebensabschnitt. 

Die letzten Wochen hier sind den ersten nicht unähnlich. Ich versuche, jeden Moment bewusst zu geniessen, den Alltag als etwas Besonderes zu betrachten, den Details Beachtung zu schenken. Ich überlege, was ich an den verbleibenden freien Tagen noch machen möchte. Die Liste ist endlos, für alles wird es nie reichen. Deshalb übe ich mich in Dankbarkeit. Für alles was ich hier gelernt, erlebt, erfahren und gesehen habe. Und vor allem für alle Menschen, die mich in diesen Jahren in der Nähe und aus der Distanz begleitet haben.

„Freust du dich auf die Rückkehr in die Schweiz?“ werde ich diese Tage gefragt. Ich antworte dann ohne zu zögern „Ja, ich freue mich.“ Mit Nostalgie im Herzen zwar, aber einem Lächeln im Gesicht. Denn bald schon folgt die Aufregung eines neuen Anfangs.

Bausatz für ein individuelles Taxifahrer Cockpit – Teil 2/2

4. Seelenfrieden / Schutz

  • Feng Shui Material wie z. B. Edelsteine oder Jade
  • Buddahfiguerchen
  • Andere Götter z. B. Hinduistischer Glaubensrichtung, oder auch Konfuzianisch. Natürlich sind such Christliche Symbole erlaubt, z. B. der Rosenkranz.
  • Winkende Katze (eher für garantierten Reichtum als für Schutz)

5. Sicherheit

  • Front- und/oder Heckkamera – für die Fortgeschrittenen und Übervorsichtigen
  • Hupe kann nicht schaden (ist meistens aber bereits eingebaut)
  • Extrabreiter Heckspiegel
  • Einen zweiten Heckspiegel, um auch die andere Ecke des Autos im Blick zu haben

6. Unterhaltung

  • Ein Radio ist Pflicht, ob es sich dabei um ein, die Farben wechselndes Hifi-Geraet neuster Technologie handelt, oder um einen Kassettenspieler, haengt natuerlich von den individuellen Anspruechen ab (Achtung: Lautsprecherboxen im Kofferraum sind nicht zu empfehlen, da letzterer normalerweise bereits von einer Waescheleine mit feuchten Putzlappen besetzt ist).
  • In die Kopfstuetze eingebauter Bildschirm. Im Sinne von Erwartungsmanagement sei darauf hingewiesen, dass der verfuegbare Inhalt der Programme in etwa dem Unterhaltungswert einer Runde Candy Crush auf dem Smartphone entspricht.

7. Persoenliche Note

  • Hier sind der Kreativität des Fahrers keine Grenzen gestetzt
  • Von Comichelden, über Armeen von Minnions bis hin zu chinesischen Knoten, die am Rueckspiegel baumeln ist alles erlaubt.
  • Wer seinem Wagen auch von Aussen eine persoenliche Note verleihen will, hat hier in HK die Moeglichkeit, ein individuelles Nummernschild herstellen zu lassen.

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Fuer weitere Inputs empfiehlt sich das Buch Taxi Art von Allison Haworth West. Oder der Blick in ein Thailaendisches Taxi-Cockpit:

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Die vorgeschlagenen Bausatzbestandteile habe ich uebrigens nicht selber erfunden, sondern mit Ausnahme von christlichen Symbolen alle selber gesichtet.

Bausatz für ein Hong Kong Style Taxifahrer Cockpit – Teil 1/2

Taxifahrer sind gemäss meiner Erfahrung weltweit eine aussergewöhnliche Spezies. Die Hong Konger jedoch, sind nochmals ein Völkchen für sich. Abgesehen von ihrem Fahrstil (bremsen-Gas geben-bremsen-Gas geben im 2-Sekunden Rythmus, Kamikazefahrten nachts um 2.00h durch Häuserschluchten u.ä.) und ihrem Charakter – von beinahe unterwürfig über äusserst freundlich bis hin zu nicht einmal grüssend – faszinieren mich ihre Cockpits immer wieder aufs Neue. Ich betrachte waehrend der Fahrt gerne  Figuren und Figürchen, Smartphonesammlungen oder die organisatorischen Utensilien, die um die Pflichtuntensilien – Taximeter und Identitaetskarte des Fahrers sowie diverse Info- und Verbotskleber – herumdrapiert wurden. Manchmal staune ich, manchmal schmunzle ich, aber immer verkürzt dies meine Fahrt deutlich – und lenkt mich vom Übelkeitsgefühl ab, das sich meist dank des Fahrstils  (siehe oben) früher oder später einstellt. Wer interessiert ist, auch sein Armaturenbrett mit allem Nützlichen und Unnützlichen auszustaffieren, findet nachfolgend ein paar Ideen, die ueber das am Rückspiegel baumelnde Duftbaeumchen hinaus gehen. Damit ist eine autenthische Hong Konger Taxi-Ausstattung auch im Privatwagen garantiert:

1. Organisation

  • Einen kleinen Kalender zum Aufhängen, wenn möglich mit den wichtigsten Daten des Mondkalenders sowie den Chinesischen Sternzeichen (jeder Tag kann nach Wunsch abgekreuzt werden)
  • Smartphones der neusten Generation, mindestens 1x Android und 1x iPhone, diverser Telekomunikationsanbieter und Taxizentralen
  • GPS, entweder auf separatem Geraet oder auf einem der Smartphone (siehe vorangehenden Punkt)
  • Einen Notizblock, der mit einem Saugnapf auf einem Klippbrettchen an die Scheibe gepfropft wird. Bei akutem Platzmangel z. B. aufgrund von 3 oder mehr Smartphones, kann dieser auch weggelassen werden.

2. Finanzen

  • Eine Geldschachtel mit separtaten Faechern für Nötli und verschiedene Münzen vor dem Steuerrad oder
  • Münz gemischt in einer Tupperware Box zwischen Fahrer und Beifahrersitz
  • Um die Bezahlung effizienter zu gestalten, koennen die Banknoten auch mittels eines Gummibandes an die Sonnenblende geklemmt werden.

3. Hygiene

  • Kleenexbox, wird kopfüber an der Blendklappe des Beifahrersitzes montiert
  • Duftstäbli, können je nach Bedarf zwischen die Sitze oder auf das Armaturenbrett gestell / geklebt werden
  • Duftgläser, werden direkt an der Belüftung angesteckt
  • Wer es lieber natürlich mag, streut Jasmineblüten übers Armaturenbrett
  • Fuer Extreme, empfiehlt sich auch ein zusaetzliches extra Rauchverbotszeichen (man sollte dann aber nicht selber im Taxi rauchen, das merkt der Gast naemlich)
  • Falls man schon schlechte Erfahrungen gemacht hat, empfiehlt sich auch ein Hinweisschild auf zusaetzliche Gebuehren im Falle von ausserordentlicher Verschmutzung (z. B. Erbrechen).

Achtung: Es empfiehlt sich, nur eine Duftnote zu wählen, anonsten könnten beim Fahrgast Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit während der Fahrt auftreten.

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Weitere Ideen zu Seelenfrieden, Sicherheit und Unterhaltung folgen in Kuerze in Teil 2.